Wie Werften ihre Produktivität nach Covid-19 erhöhen

Werften, die ihre Produktivität jetzt steigern, haben die besten Chancen zu überleben. Wer direkt einen ganzheitlichen Ansatz schlanker Maßnahmen verfolgt, begegnet auch kommenden pandemischen Herausforderungen robust und zukunftsfähig. Auf Werften zugeschnittene Maßnahmen zur Kostensenkung und Produktivitätssteigerung: Raising shipyards productivity after Covid-19

Zusammenfassung des Artikels:

Produktivität in Werften nach Covid-19 steigern: Wie systematische Planung und Lean-Prinzipien die Wettbewerbsfähigkeit sichern

Die Covid-19-Pandemie war ein massiver Einschnitt für die Kreuzfahrtindustrie und die daran angeschlossenen Werften. Weltweit lagen über 400 Kreuzfahrtschiffe still, Neubauprojekte wurden verschoben oder gestrichen, ganze Produktionslinien kamen zum Erliegen. Für viele Werften bedeutete dies nicht nur einen drastischen Umsatzeinbruch, sondern auch die Herausforderung, ihren Betrieb unter neuen Bedingungen sicher und effizient neu zu organisieren.

In ihrem Fachbeitrag zeigen Theo Herzog (Lean Maritime GmbH), Arne Wölper (THREE60°) und Dr. Jens Tülsner (Marine Medical Solutions GmbH), wie sich Werften in der Krise neu aufstellen und durch konsequente Maßnahmen langfristig produktiver und wettbewerbsfähiger werden können. Der Artikel liefert praxisnahe Empfehlungen, die sich nicht nur auf pandemiebedingte Maßnahmen beschränken, sondern strukturelle Verbesserungen einleiten – von zentraler Planung über moderne Logistik bis hin zur Teamentwicklung.

1. Zentrale Produktions- und Präventionsabteilung einrichten

Ein zentrales Element der Neuausrichtung ist die Einrichtung einer zentralen Abteilung für Produktion und Prävention, in der Planung, Steuerung und Hygienemaßnahmen gebündelt werden. Diese Organisationseinheit soll alle operativen, finanziellen und gesundheitlichen Kennzahlen überwachen und Entscheidungen schneller und abgestimmter treffen können. Automatisierte Entscheidungsunterstützung und prädiktive Analysen helfen dabei, flexibel auf neue Anforderungen zu reagieren. Auch das Stakeholder-Management mit Kunden, Lieferanten und Investoren wird hier systematisch verankert.

2. Produktionssysteme durch angepasste Schichtmodelle flexibilisieren

Ein weiteres zentrales Element ist die Umstellung auf 2- oder 3-Schicht-Systeme. Ziel ist, die Personendichte in Werkstätten und an Bord zu reduzieren, ohne den Output zu gefährden. Zusätzlich können Arbeitszeiten verkürzt oder erweitert werden – etwa durch 6-Stunden-Schichten ohne Pausen oder durch flexible Wochenendarbeit. Auch versetzte Startzeiten nach Berufsgruppen (z. B. Elektriker starten um 7:00 Uhr, Schweißer um 7:30 Uhr) helfen, Engpässe an Eingängen und Engstellen zu vermeiden.

3. Arbeitsgenehmigungen und feste Teams einführen

Produktivität und Gesundheitsschutz lassen sich kombinieren: Durch feste Arbeitsteams, die bestimmte Arbeitsbereiche zugewiesen bekommen, wird das Risiko von Kreuzinfektionen deutlich reduziert. Die Zuteilung von Arbeitsgenehmigungen („Work Permits“) durch die zentrale Steuerung sorgt dafür, dass nur autorisierte Teams Zutritt zu bestimmten Bereichen erhalten – abhängig vom Projektfortschritt. Visualisierungstools und tägliche Rückmeldungen über Fortschritt und Qualität unterstützen die Transparenz und helfen, bei Abweichungen frühzeitig gegenzusteuern.

4. Das „Surgeon-Nurse-Prinzip“ zur Effizienzsteigerung nutzen

Ein zentrales Lean-Prinzip zur Produktivitätssteigerung ist das sogenannte „Surgeon-Nurse-Prinzip“ – bekannt aus dem Krankenhausbetrieb. Übertragen auf die Werft bedeutet es: Fachkräfte (die „Chirurgen“) fokussieren sich ausschließlich auf wertschöpfende Tätigkeiten, während Logistiker („Krankenschwestern“) alle unterstützenden Aufgaben wie Materialbeschaffung und Werkzeugbereitstellung übernehmen. Dieses Prinzip kann die Arbeitsproduktivität der Fachkräfte um 30–40 % steigern, wenn es konsequent angewendet wird.

5. Hygiene, Sicherheit und Infektionsprävention dauerhaft integrieren

Ein professionelles Hygienekonzept ist unerlässlich: Neben Desinfektions- und Reinigungsplänen müssen Thermalkameras, digitale Gesundheitsabfragen per App und mobile Sanitärlösungen zur Standardausstattung werden. Die Einhaltung von Abstands- und Maskenregeln sowie klar getrennte Zu- und Abgänge in die Arbeitsbereiche sind ebenfalls Bestandteil des Sicherheitskonzepts.

6. Fazit: Die Krise als Hebel für langfristige Effizienz nutzen

Der Artikel schließt mit einem starken Appell: Krisen können Chancen sein, um tiefgreifende Veränderungen zu realisieren. Wer jetzt in transparente Steuerung, vorausschauende Planung, moderne Logistik und konsequente Lean-Prinzipien investiert, wird nicht nur widerstandsfähiger gegenüber zukünftigen Störungen – sondern kann seine Produktivität auf ein völlig neues Niveau heben.

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Schlanke Reorganisation: Produktiv in die neue Zukunft